BdZ Biber 2017

Elefantenanlage im Zoo Heidelberg

Im Jahre 2017 geht der Biber an den Zoo Heidelberg für seine Anlage der Asiatischen Elefanten und das damit verbundene Konzept der Gruppenhaltung von Jungbullen.

Zum Zeitpunkt der Eröffnung im Juli 2010 war diese „Jungbullen-WG“ die einzige derartige Haltung in Deutschland und der Zoo Heidelberg mit seiner 4000 Quadratmeter großen Außenanlage und knapp 1200 Quadratmeter großen Innenanlage, Vorreiter und nunmehr sicherlich auch Vorbild auf diesem Gebiet. Ausgelegt ist die Anlage für die Haltung und Pflege von 4,0 Asiatischen Elefanten, die hier in einer natürlichen Sozialstruktur aufwachsen sollen und so – wie in freier Wildbahn auch – das so wichtige Gruppenverhalten erlernen sollen. Die Gesamtkosten inklusive getätigter Nachbesserungen oder Veränderungen belaufen sich auf 3,4 Millionen Euro.

Das Motto des Zoo Heidelberg, „Leben live erleben“, spiegelt sich bei dieser Anlage hervorragend wieder, denn der Weg führt die Besucher vorbei oder auch mitten durch vielseitige didaktische Beschilderungen und Education im Innen- und Außenbereich und regt zum aktiven Entdecken an, sodass spielerisch und ausführlich viele Fragen rund um die Biologie der Tiere, ihren Lebensraum und ihre Bedrohung beantwortet werden und somit auch das Haltungskonzept des Zoos erklärt wird.

Die großzügige, sandige und gut strukturierte Außenanlage (mit Schlammsuhle, stufenlosem Wasserbecken mit zwei Ausgängen und einem Fassungsvermögen von 50.000 Litern, Schattenplätzen, Pfanzinseln, Ausweich- und allerhand Enrichmentmöglichkeiten) ist über einen, ihr angeschlossenen, kleine Wirtschaftshof mit großen Toren auch bei aufwendigeren Arbeiten gut erreichbar. Drei elektronisch betriebene Schieber ermöglichen den Elefanten den Zugang zur Innenanlage.

Für Besucher ist die Außenanlage gut einsehbar und lädt, dank vieler Sitzmöglichkeiten zum gemütlichen Verweilen und Beobachten ein. Auch ist dort, wo sich das alte Elefantenhaus an die Anlage anschließt, ein für Besucher einsehbarer Behandlungsstand geplant beziehungsweise befindet sich dort im Aufbau, sodass einmal mehr das Motto des Zoos aufgenommen wird und der Besucher bei geplanten Kommentierungen „live“ dabei ist.

Auf dem Wirtschaftshof selbst ist ausreichend Platz für benötigte Fahrzeuge usw.,welche die tägliche Arbeit der Tierpfleger erleichtern – auch können hier Laub  und Enrichment zwischengelagert werden, Mist wird in direkter Nähe entsorgt. Das Innengehege kann sowohl über den Wirtschaftshof betreten, als auch über ein gesondertes großes Tor mit entsprechenden Maschinen befahren werden. Direkt anschließend an den Wirtschaftshof befindet sich im Inneren ein Heu- und Futterlager, eine Werkbank für die Tierbeschäftigung etc., sowie die hauseigene Technik, welche platzsparend auf einem Zwischenboden untergebracht wurde. Darunter befindet sich der Sozialraum der Pfleger mit Kameratechnik, Schaltflächen für Beregnung, Belüftung, Beleuchtung oder ähnlichem. Dieser Bereich des Elefantenhauses folgt gewissermaßen dem Baukastenprinzip – man kann erweitern und Wände können bei Bedarf raus genommen und das Haus an dieser Stelle vergrößert werden (beispielsweise zu einem weiterem Stall).

Das Lüftung befindet sich auf dem teils begrüntem Dach des Elefantenhauses und dient im Sommer der Luftzirkulation, im Winter sorgt Warmluft für eine Temperierung der Boxen (18°C) und der Innenanlage (15°C). Zudem wird auf dem Dach des Regenwasser gesammelt und damit die Innenanlage berieselt, was der Staubvermeidung auf der sandigen Lauffläche des Hauses dient. Teilweise wird mit dem so gesammelten Wasser auch das Innenbadebecken befüllt. Das Dach über der Lauffläche besteht aus Mehrfachstegplatten und sorgt für optimalen Tageslichteinfall.

Auch die Innenanlage bietet verschiedenste Möglichkeiten, die Tiere zu beschäftigen (u.a. Gummireifen, Heunetze, Futtertonnen, Futterlöcher) und das Futter, welches immer „versteckt“ wird, anzubieten. Der Besucher hat auf verschiedenen Ebenen Einblick auf die Innenanlage und findet sich dank der üppigen Bepflanzung in tropischem Ambiente wieder.

2 der insgesamt 4 Stallungen im rückwärtigen Bereich sind mit Rindenmulch befüllt, die anderen 2 mit Relatexbelag. Zusätzlich ist ein Behandlungsstand mit Laufkatze und mobiler Waage vorhanden. Überall wurde an Deckenheizung, Tränken, Wasser- und Kärcheranschlüsse gedacht. Das Stallungen können so geöffnet werden, dass ein Rundlauf möglich ist und den Tieren ein ständiges Pendeln ermöglicht wird – so stehen ihnen die Innen- und Außenanlage, sowie die Boxen den Großteil des Tages zur freien Verfügung.

Um keine Routine aufkommen zu lassen, werden alle 4 Tiere stets zu verschiedenen Zeiten und im Wechsel an den Trainingswänden der Ställe oder im Behandlungsstand im Protected Contact trainiert (Medical Training, Pflegetraining). Auch das Ein-, Um- und Aussperren folgt keinem festgelegten Plan sondern variiert in der Reihenfolge der Tiere.

Die Tierbeschäftigung hat im allgemeinen einen hohen Stellenwert und zeigt sich auf abwechlungsreiche Weise. So malen die Jungbullen beispielsweise Fußabdruckbilder (die versteigert werden und einem Elefantenschutzprojekt zu Gute kommen) oder werden an unterschiedlichen Tagen mit immer wechselndem Futter beschäftigt (z.B. Heu, Gras, Futterlaub und -äste). Zudem wird im Zuge der Forschungsarbeiten mittels eines GPS – Schrittmessers die täglich zurückgelegte Strecke gemessen – innerhalb von 24h laufen die Tiere durchschnittlich 8,7km am Tag.

Das Biberkommitee gratuliert herzlich zu diesem gelungenen Gehege und innovativen Haltungskonzept. Wir wünschen den Jungbullen, ihren Pflegern und Besuchern weiterhin viel Spaß und Freude mit dieser Anlage.

 

Wir sind Mitglied bei

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