Eure Erfahrungsberichte

Zootierpflegende in Artenschutzprojekten

Berichte aus der Prigen Conservation Breeding Ark (PCBA), Indonesien

Marc Wolf, Zootierpfleger Zoo Leipzig

 

Eine abgeschiedene Arche für bedrohte Tierarten im indonesischen Dschungel … im Frühjahr 2021 beschloss ich nach zehn Jahren Tierpflege im Zoo Leipzig, an genau diesem Ort endlich aktiven Artenschutz exotischer Tiere direkt in ihrer Heimat betreiben zu wollen.

Die Prigen Conservation Breeding Ark, kurz PCBA, auf der indonesischen Hauptinsel Java, war mir bereits von einer Urlaubsreise bekannt. Die Anfrage meines Freundes, ehemaligen Kollegen und Leiter der Station, Jochen Menner, ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen und der Gedanke, dort vom Aussterben bedrohte Tierarten wie die Java-Buschelster zu züchten, ließen auch einfach überhaupt keinen anderen Entschluss zu.

Was wenige Jahre zuvor für mich noch undenkbar erschien, wurde in die Wege geleitet – Job kündigen, Wohnung auflösen, Auto verkaufen … Ende April war es dann soweit und nach viertägiger Quarantäne im kleinen Hotelzimmer in der Hauptstadt Jakarta konnte ich meine Arbeit in Prigen beginnen.

Die Station schmiegt sich malerisch an die von dichtem Dschungel überzogenen Hänge eines jener zahlreichen Vulkane, für die Zentraljava berüchtigt ist. In den letzten Jahren ist so manch neuer Gebäudekomplex hier aus dem Boden gesprossen, um bedrohten Pustelschweinen ein Heim und rasant verschwindenden Singvogelarten eine Zuflucht zu schaffen. So viele Arten flattern und klettern mittlerweile durch die zahlreichen Volieren, dass es mich anfangs etwas überforderte, den Überblick über die vielen Tiere zu behalten.

Obwohl ich vorher nicht in der Vogelpflege tätig war, hat diese vor Ort genau meinen Vorstellungen entsprochen. Die PCBA ist in dieser Hinsicht wohl ein Vorzeigeobjekt für eine gelungene, teils europäisch finanzierte Kombination aus Ex-Situ-und In-Situ-Artenschutz.

Ich spielte in diesem Gefüge die Rolle eines "Obertierpflegers". Je nach Personalsituation, versorgte ich in allen Gebäuden die dort lebenden Tiere oder leitete die Arbeit der Angestellten an. Observation wird in dieser Arche großgeschrieben. Nicht nur der Gesundheitszustand aller Tiere lässt sich am besten durch gründlichste Beobachtung erheben. Auch die Interaktion der Einzeltiere miteinander, sei sie aggressiv oder vom Liebestrieb motiviert, will penibel erfasst werden, um optimale Zuchterfolge zu gewährleisten.

Obwohl mich die Arbeit in Prigen durchaus erfüllte, machte mir die Abgeschiedenheit des Ortes mit der Zeit immer mehr zu schaffen. Nach vier Monaten in der durch Corona von der Welt abgeschotteten Arche tauschte ich die Dschungeleinsamkeit schließlich wieder gegen meine alte Leipziger Heimat. Auch wenn ich es immer noch sehr bedauere, nicht länger dieses tolle Projekt unterstützt zu haben, bin ich allen Beteiligten sehr dankbar für diese Erfahrung. Ich kann jeden, der mit ähnlichen Gedanken spielt, nur dazu ermutigen, eigene Erfahrungen in solchen Projekten zu sammeln. Man muss wohl ein wenig dafür gemacht sein, aber es gibt sicher genug Artenretter unter euch, die genau an einem solchen Ort wie der PCBA ihre Berufung finden.

 

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