Artenschutzprojekte des BdZ
Amphibienprojekt
41% aller von der Weltnaturschutzunion klassifizierten Amphibienarten, die sich auf der Roten Liste wiederfinden, werden einer Kategorie mit akutem Bedrohungsstatus zugeordnet. Dies ist ein extrem hoher Anteil. Zum Vergleich: Der Anteil bedrohter Arten unter den Vögeln liegt bei 13% und unter den Säugetieren bei 26% – und das obwohl wir bei kritisch bedrohten Arten häufig eher an Tiere wie Menschenaffen, Löwen oder Elefanten denken. Gleichzeitig erhält die Gruppe der Amphibien verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit, obwohl das Aussterben vieler Amphibienarten in einem rasanten Tempo von statten geht. Neben Lebensraumverlusten macht auch der mittlerweile stark verbreitete Chytrid-Pilz vielen Amphibien den Gar aus.
Der Berufsverband der Zootierpfleger e.V. hat sich gemeinsam mit der Stiftung Artenschutz, sowie zahlreichen weiteren Zoo- und Tierhalterverbänden und einzelnen Zoos (z.B. VdZ, DGHT, Aquazoo Düsseldorf) dazu entschieden, dem Amphibiensterben entschlossen entgegenzuwirken und den Amphibien-Fonds ins Leben gerufen. Das Projekt fördert Aktivitäten zum Schutz von Amphibien auf der ganzen Welt. Neben direkten Schutzmaßnahmen stehen beispielsweise auch Umweltbildung, Erhaltungszuchten mit Aussicht auf Auswilderungen und Forschung im Fokus. Der finanzielle Beitrag des BdZ zum Amphibien-Fonds beträgt 1.000 € jährlich. Die Fördermittel werden dabei von der Stiftung Artenschutz verwaltet.
Seit 2009 erhielten bereits zahlreiche Projekte Fördermittel durch den Amphibien-Fonds. So zum Beispiel Schutzmaßnahmen zum Erhalt des Titicaca-Riesenfroschs (Telmatobius culeus), einer im südamerikanischen Titicaca-See endemischen Froschart. Die Frösche sind vor allem durch Fischerei, Wasserverschmutzung und eingeführte Prädatoren wie Forellen bedroht. Auch die Bedrohung durch den Chytrid-Pilz konnte in 2010/2011 durch eine vom Amphibien-Fonds geförderte Projektphase bestätigt werden. Nachdem es im Jahr 2015 zu einem plötzlichen Massensterben im Titicaca-See kam, welches nicht nur die Riesenfrösche, sondern auch diverse bedrohte Fisch- und Vogelarten betraf, wurde mithilfe des Fonds ein Notfallprojekt durchgeführt, um die Situation vor Ort einschätzen zu können und auch eine Zuchtpopulation in menschlicher Obhut zu etablieren.
Auch Projekte vor der eigenen Haustür sind natürlich nicht aus dem Blick zu verlieren. Ein kleines beispielhaftes Projekt dafür ist ein Forschungsprojekt aus dem Jahr 2015 über die Verbreitung des Kleinen Wasserfroschs (Pelophylax lessonae) im Münsterland. Von den drei in Deutschland verbreiteten Wasserfrosch-Arten wird nur P. lessonae als „gefährdet“ gelistet. Arterhaltungsmaßnahmen gestalten sich allerdings als schwierig, da eine genaue Artbestimmung allein anhand äußerlicher Merkmale nicht eindeutig möglich ist. Durch das Sammeln von Proben für genetischen Untersuchungen und akustische Aufnahmen rufender Männchen können genaue Daten zur Verbreitung der Art im Münsterland gesammelt und Kartierungen erstellt werden. Anhand Daten wie dieser können nachfolgend gezielte Schutzmaßnahmen entwickelt werden. Vorher schon vom Kleinen Wasserfrosch gehört? Nein? Na ein Glück, dass er dank des Amphibien-Fonds nicht in Vergessenheit geraten ist.