BdZ - Biber 2019
Riff im Darwineum Rostock
Gewonnen hat in diesem Jahr das große Korallenriffaquarium im Darwineum des Zoo Rostock und ist damit das erste Aquarium, dass sich zur Gruppe der Preisträger des Biberpreises gesellen darf.
Das große Riffaquarium fasst ca. 60.000 Liter tropischen Meerwassers. Durch eine 7,7 m breite, 2,5 m hohe und 4 t schwere Acrylglasscheibe, kann der Besucher einen Ausschnitt aus einem Korallenriff entdecken. Vorbildlich wurde hier ein vor allem indopazifisches Korallenriff naturnah nachgeahmt und zeigt mit über 319 Korallenstöcken in 46 Arten, eine Vielzahl der so wichtigen Wirbellosen. Diese stammen alle aus einer Korallenfarm in Deutschland. Auf heikle und empfindliche Arten hat man hierbei aus ethischen Gründen verzichtet. Auch die 8 t eingebrachten Lebendgesteins wurden nicht dem Meer entnommen, sondern wurden künstlich geformt.
Bewohnt wird dieses Riff von ca. 250 Fischen in 35 Arten, von denen sich einige sogar im Becken vermehren. Der Besucher sieht Schwärme von grasenden Doktorfischen, einzelne Drückerfische auf Schneckenjagd und Putzerstationen, die sich aufgrund der Beckengröße an verschiedenen Stellen des Beckens gebildet haben und von denen die Beckenbewohner profitieren. Das Ausleben solch natürlicher Lebensweisen ist, wie wir wissen, für das Wohlbefinden unserer Pfleglinge sehr wichtig und kann hier von Besuchern gut beobachtet werden.
Die Struktur des Beckenaufbaus ermöglicht allen Bewohnern viele Rückzugsmöglichkeiten und den Tauchern einen angenehmen Arbeitsort. Dreimal in der Woche müssen zwei Taucher in diesem Becken Korallen pflegen, Mulm absaugen und Nachzuchten entnehmen. Um dies so einfach wie möglich zu halten, sind im Riffaufbau Leitern für einen bequemen Einstieg und genug Platz eingebaut, um mit Tauchflaschen und Schlauch durch des Riff laufen zu können. Ein lästiges Steigen und Klettern, bei dem womöglich Korallen beschädigt oder zerbrochen werden, ist hier also nicht nötig.
Auch für die Tauchbegleiter außerhalb des Beckens ist viel Platz zum Arbeiten geschaffen worden. Über 2 m hohe Decken, breite Gänge und eine breite Arbeitsbrücke über der Wasserfläche ermöglichen ein angenehmes und aufrechtes Arbeiten. Leider wissen wir, das dies nicht selbstverständlich ist. In vielen Schauaquarien bleibt dieser Faktor leider noch immer viel zu oft auf der Stecke.
Lampen, Filtereinheiten und ein Lastenkran sind über die Arbeitsbrücke leicht und ohne Hilfsmittel zu erreichen. Dabei ist diese so breit, dass zwei Personen bequem nebeneinander Platz finden und durch Zugänge auf beiden Seiten sind Sackgassen kein Problem.
20 % des Beckenwassers werden jede Woche gewechselt. Um dies zu ermöglichen stehen den Tierpflegern Mischtanks von mehreren 10.000 Litern zur Verfügung. Um so viel Meerwasser zu gewinnen ist natürlich auch viel Salz nötig. Um die meterhohen Tanks mit den Salzsäcken zu befüllen hat man sich etwas besonderes einfallen lassen. Ein Lastenkran mit Schüttkasten nimmt den Pflegern die schwere Arbeit ab. Lediglich der auf Hüfthöhe hängende Kasten muss mit dem Salz beladet werden. Der Rest wird automatisch erledigt.
Auch das Salz wird als Palettenware direkt, durch große Tore mit Hilfe des LKWs, vor der Salzschütte angeliefert und muss somit keinen Meter weit getragen werden.
Das Thema Nachhaltigkeit ist bei der Meerwasseraquaristik noch schwer umzusetzen. Doch auch hier hat man alles versucht, um so günstig wie möglich zu bauen. LED-Strahler und energiearme Plasma-Induktionsstrahler ersetzen schon jetzt stellenweise die energieaufwändigen HQI-Strahler. In naher Zukunft will man hier ganz auf LED-Technik umrüsten. Nicht nur dadurch, sondern auch durch die Einsparung vieler Pumpen ist eine aufwändige und kostspielige Kühlung des Beckens kaum nötig.
Wie oben beschrieben hat man auf Naturentnahmen so weit wie möglich verzichtet. Korallen und Fische werden hier und in der rückwärtigen Haltung direkt am Hauptbecken gezüchtet. Diese Nachzuchten werden an andere Zoos, Universitäten und andere wissenschaftliche Institutionen vermittelt, um im Zuge der WAZA und EAZA-Strategie den Druck der Wildentnahmen auch nachhaltig zu verringern.
Durch diese innovativen Schritte, Planungen und Gegebenheiten hat dieses Korallenriffbecken überzeugt und hat in den Augen des gesamten Biber-Komitees den Biberpreis absolut verdient.
Wir gratulieren den Kollegen zu dieser Auszeichnung und hoffen, dass dieses Becken ein strahlendes Vorbild für alle anderen Schauaquarien sein möge, damit in Zukunft alle Tierpfleger in der Aquaristik solch angenehme Arbeitsbedingungen vorfinden können.